Sonntag, 25. April 2010

Irrfahrt nach Silverton

Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass es sich lohnt genauer über das Wochenendziel nachzundenken. Ganz überraschend soll es am Wochenende regnen.

Jetzt hilft nur nachdenken, auch wenn wir das nicht gewohnt sind. Eigentlich ganz einfach. Westlich von den Cascades regnet es sich ab, also suchen wir uns ein Ziel östlich hinter den Bergen: Madras - wo die Sonne immer scheint, gebratene Tauben rumfliegen und jede Inbetriebnahme ein Kinderspiel ist. Da müssen wir hin. Zelt, Schlafsack und Lebensmittel haben wir. Kameras sowieso. Guter Plan. Es geht los. Wir halten uns südlich und verlassen schon bald den Highway und schlagen uns durch die Wildnis. Es gibt kaum noch Ortschaften vor uns. Der Tank ist voll. Trotzdem bekommen wir Durst und wir bemerken, dass wir vergessen haben Wasser zu kaufen.


Meteoritenstore in Estacada

Da Nudeln ohne Wasser deutlich länger kochen müssen, entschließen wir uns ein paar Fuss zurückzufahren und den wohl einzigem Lebensmittelladen in Umkreis von 100 Meilen zu betreten. Dieser sieht aus, als hätten ihn die ersten Siedler vor hunderten Jahren errichtet. Egal, wir haben keine Wahl.

Wir wischen den Staub von der Scheibe. Es scheint offen zu sein. Nur knapp entkommen wir eine ernsthaften Verletzung als uns die automatische Tür entgegenspringt. Damit konnte man nicht rechnen. Genausowenig haben die beiden Ladenbesitzer mit Kundschaft gerechnet. Man wird mit einer haarsträubenden a capella musik begrüßt.


riesige Auswahl an Dingen die der Wanderer auf keinen Fall braucht.

Wir finden alles Mögliche in dem Laden. Frank greift sich eine 12er Palette Wasserflaschen und legt sie auf den Tresen. Der Verkäufer ist inzwischen wieder verschwunden und kommt die gefühlte nächste halbe Stunde auch nicht wieder. Das Rätsel löst sich - er musste den Preis ermitteln. Vermutlich hat er dazu eine Brieftaube in die Zivilisation geschickt. Frank (one) läuft mittlerweile Blut aus den Ohren. Die a capella Band hat zum großen Finale angesetzt. Melanie hat sich netterweise entschlossen dem beharrten amish Verkäufer Mengenrabatt abzuverlangen. Nach nochmal einer halben Stunde Brieftauben und Kopfrechnen verlassen wir als Sieger den Laden. Von den Ursprünglich 12 Flaschen haben wir 7 gekauft und dafür etwa das doppelte bezahlt. Das merken wir aber erst auf dem Weg zurück zum Parkplatz, wo nur unser Auto steht. Wir gehen nicht zurück, Frank (two) hat Angst vor der automatischen Tür, Frank (one) klingelt immernoch der Kopf von der "Musik" und Melanie rechnet noch. Auch Frank (two) hat noch ein Schnäppchen gemacht. Stolz hält er zwei kleine Tüten hoch, in denen die Nüsse des Verkäufers stecken und für die er satte 12 Dollar bezalt hat.


Massendemo in Estacada

Wir verlassen die Hinterlandmetropole Estacada so schnell es geht. Das heißt übersetzt "Lattenzaun" - so viel Romantik kann man kaum aushalten. Wir kommen nur schwer wieder raus aus Estacada, denn mindestens ein Bürgersteig ist blockiert von 6 Friedensdemonstranten.

Melanie und Frank (two) arbeiten an einer 360 Grad streetview Alternative zu Google.


Ein paar Wildwasserkajakfahrer ertrinken fast im wilden Fluss. Das kommt auf unseren Plan für die nächsten Wochenenden.


Im Taranter Wald Richtung Freiberg.

Es ist kaum noch was los auf der kleinen Strasse durch die Wälder, die in der Karte als sehenswert markiert ist.


Bäume


In einer Sumpflichtung voller gelber Blüten starten wir eine Safari und schleichen uns an extrem seltene und gefährliche Tiere an.


Die Kanadaganz ist so extrem selten, dass man sie selbst in Portland an jeder Ecke sieht. Angeblich trifft man die Tiere besonders oft in Schwulen- und Lespenbars an, da die Tiere sexuell wohl recht unentschlossen sind.


Der König der Tiere in diesem Sumpf ist eindeutig er! Tapfer lässt er sich die Kamera 1 cm vor die Nase halten. Erst als Frank (one) es sich beim fotografieren so richtig bequem macht im Schlamm, droht er uns Prügel an und wir treten die Flucht an. Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass wir uns eh langsam beeilen sollten, wenn wir das Zelt in Madras Umgebung noch im Hellen aufbauen wollen.


Der Verkehr hat weiter stark abgenommen. Einige der entgegenkommenden Autos kommen uns sehr bekannt vor und wir entschließen uns, ein Fahrzeug mit Lichthupe zum halten zu überreden, obwohl man in jedem Horrorfilm lernt, dass man das besonders im Hinterland lieber nicht tun sollte. Wir werden nicht enttäuscht: das nette Pärchen hält neben uns und lässt die Scheibe runter. Drei Zähne pro Zahnreihe lächeln uns an. Die beiden sehen aus, als hätte sie das Auto geklaut und als seien sie schon seit zwei Wochen auf der Flucht ohne Chance auf ne Dusche. Dafür erfahren wir, dass es sinnlos ist weiter zu fahren, der Schnee auf der Strasse wäre 1 Feed deep. Wir bedanken uns und fahren zunächst weiter um eine Wendestelle zu finden. Sorry Alamo, aber das geht hier nur mit Handbremse im Schnee.


Wir fragen Mandy, unser GPS, nach einer Alternative und bekommen sofort ein paar ungepflasterte Seitenstrassen angeboten. Nach einem Blick auf die Schilder am nun extrem engen Strassenenrand haben wir nun die Hosen wirklich voll und machen ne Pinkelpause an einer kleinen Einbuchtung.


Der Platz ist zu gleichen Teilen mit Schottersteinen und Patronenhülsen gefüllt. Ein Schottersteinhaufen von vielleicht 10 Metern breite am Ende des Platzes wahr wohl das Ende von so mancher Glasflasche (und wer weis wovon noch) und den Geräuschen nach zu Urteilen wird immernoch geschossen. Frank (one) startet mal lieber schon den Motor. Frank (two) kommt hinter dem Haufen vor und macht sich die Hose zu.

Es scheint aber alles gut gegangen zu sein.

Wir fahren auf der Nebenstrasse zurück zur zugeschneiten Hauptstrasse. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass wir mindestens 14 Meilen zurückfahren müssen um auf eine andere Strasse durch die Berge zu kommen. Diese ist verdächtig klein, aber es fahren viele Fahrzeuge vor uns und so hoffen wir doch noch über die Berge nach Madras zu kommen. Mandy meint, dass wir gegen 18 Uhr da sein müssten.


Nach und nach biegen die Autos vor uns in irgendwelche Waldwege ab und nur ein Dodge Truck ist noch vor uns. Der Schnee erreicht plötzlich wieder beachtliche Höhe. Frank hat Angst das vorn die Schürze abreist und fährt deshalb noch etwas schneller. Das Hilft super, denn plötzlich sitzen wir fest. Mel und Frank steigen aus und die Räder vorn bekommen wieder griff. Es reicht um zurückzufahren.


Am jetzt stinkenden Kia ist nix zu sehen. Während wir auf der Karte entdecken, dass wir nun nochmal 40 Meilen zurück nach Estacada müssen, kommt auch der Dodge zurück. Die Beifahrerin grinst uns an und fragt was wir fotografieren. Sie meint also das wäre unser einzistes Problem. Wir erschrecken sie und behaupten wir fahren jetzt dort durch und erfahren so doch noch, dass der Schnee 3 Feed depp ist (1 Meter). Wir überlegen kurz wieviel Schwung wir bräuchten um da durch zu kommen und ob wir aus Franks Taschenmesser einen Schneepflug bauen können. Aber es Hilft wohl nix. Wir suchen uns ein neues Ziel vor den Bergen und Frank (two) schlägt den Silver Falls State Park vor.


South Falls im Silverton State Park

Wir haben es geschafft. Am Parkeingang erwischen wir den Ranger gerade bevor er sich in den Feierabend verdrücken will. Wir fragen wie es mit Zeltplätzen aussieht. Er scheint sonst nur mit Rentnern zu reden, denn er erklärt uns schreiend, dass der Platz "reasonable full" wäre und wie wir dort hinkommen. Frank (one) steht ihm am nächsten, ihm klirren die Ohren und er hofft, dass der Range endlich auf den Punkt kommt. Benommen torkeln wir zurück zum Auto. Wir hoffen jetzt schnell unser Zelt aufbauen zu können und uns Alkoholische Getränke am Lagerfeuer reinziehen zu können. Die hatten wir im Gegensatz zum Wasser nicht vergessen.


Frank (one) gewinnt den Kampf um den schnellsten Zeltaufbau. Etwas erschöpft von der 6-stündigen Anreise für den 1 Stunde von Hillsboro entfernten Statepark genießt er den weiträumigen, ruhigen Zeltplatz. Der ist so schön gelegen, dass wir zuvor drei Mal den Loop gefahren sind und auch eine illegale Übernachtung auf dem Gruppenzeltplatz in Erwägung zogen. Die Campground Host Tante bemerkt scheinbar unsere Verzweiflung nicht, meint aber Cabins sind keine mehr frei und der Gruppenzeltplatz wäre für 100 Leute. Kurz überlegen wir noch, ob wir es im Re-Christisierungscamp versuchen sollen, entscheiden uns dann aber doch für das Schlammloch.


Das Auge Mordors

Wir kochen Spagetti und Tomatensauce auf den zwei Gaskochern. Für den zweiten Topf muss ein Pappteller als Deckel herhalten was sich als gute Idee rausstellt.


Frank (two) schaut nach, ob die Sauce schon warm ist.

Kochkunst am Schlammloch Nummer 42.


Frank (two) fällt mit seinem Taschenmesser schnell zwei drei Bäume und wir machen es uns am Lagerfeuer bequem.

Es ist so angenehm kalt und feucht am Zeltplatz, dass wir uns fast ins Feuer setzen wollen. Wir lassen uns vier Stunden räuchern. Selbst das trockene Safeway Holz geht immer wieder aus.

Akte X


Am nächsten Morgen: die Sonne kommt raus! Wir sehen zu, dass wir den Zeltplatz verlassen und finden ein sonniges Plätzchen in einer Daytime Picknick area.

Frank (two) genießt den Kaffee aus der Dose.

Käse und Nutella an Weißbrot

Frank (one) ist von irgend was angefallen worden. Die Hauptrolle in Alien 5 ist ihm sicher.

Southfalls im Silver Falls State Park
Wir holen uns die erste Dusche des Tages hinter nem krassen Wasserfall und auch die Kameras dürfen baden.


Man braucht wohl eigentlich nur 45 Minuten für den Wasserfall Wanderweg der an 10 Wasserfällen vorbei führt- wir brauchen die schon am ersten Wasserfall.


Wir sind nicht die einzigen, die diesen Wanderweg genommen haben.



In der Nähe der Wasserfälle ist es so feucht, dass die meisten Bäume einen schicken Moosmantel angezogen haben. Der ist total "in" in Oregon.


Sonnenschein


Wasser überall


Wir treffen Corin, der uns Hoffnung macht, dass wir die Zeit in Oregon überleben. Es gäbe hier praktisch Bier an jeder Ecke und schön ist es sowieso. Corin ist auf dem Bild nur schwer zu erkennen, denn er steht wahrscheinlich hinter dem Fotographen.


Richtige Automatisierer lernen niemals aus: es gibt sie doch in den tiefen Wäldern Oregons! Scheu, aber doch ab und zu zusehen - die "Day-use Fee Machine"!


Der typische Oregonische Nieselregen setzt wieder ein.

Melanie faltet ihre Regenschirmhände aus und es geht weiter.


Wir treffen eine Gruppe Albinoschmetterlinge, die an einer Mooswand meditiert.


Wir kämpfen uns hinter einem weiteren Wasserfall entlang und verpassen den Kameras die Finale Dusche.


"Macht es noch Spaß?"


Die erfahrene Wssserfallfotographin schießt auch im Sitzen aus der Hüfte.


Die weißen Punkte sind Leute. Die zögern noch. Wir lächeln nur mitleidig. Man wird noch Heldenlieder über uns singen.


Fast geschafft.


Zum Finale gibts noch mal Wasserfälle im Doppelpack.


Der 8. Wasserfall ist dann schon langweilig.


Die Double Falls


Das könnte Melanies Hüftschuss gewesen sein.


Noch mehr Moosmäntel.



Das ist die Stelle, an der die Twillight Werwölfe immer "Köpper" üben, oder?
Die Winterfalls. Hier ist es auch kalt.


Auf dem Weg zurück zum Parkplatz gehts durch den Märchenwald.


Noch ne Stärkung und wir treten den Rückzug an, diesmal ohne Versuch die Berge zu überqueren. Aber Madras werden wir noch erobern. Vielleicht nächstes Wochenende. Ach nee, wir haben schon wieder Rufbereitschaft.

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